In über 40 Jahren beruflicher Tätigkeit in der Kirche erlebte ich Höhen und Tiefen. Der Spannungsbogen zwischen Anspruch und Wirklichkeit zeigt mir immer wieder die Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Person und der Glaubensgemeinschaft der Kirche auf.
Besonders in der Erfahrung eigenen Leides und der Begleitung von Menschen in schwierigen, manchmal nahezu aussichtlosen Lebenssituationen wurde mir mehr und mehr deutlich, dass der christliche Glaube als authentische Lebenshilfe erfahrbar werden muss, wenn er in der modernen Gesellschaft seinen Platz haben will.
Die vorbehaltlose und bedingungslose Zuwendung zum Menschen, die nicht nach Vorleistung fragt und die um des anderen willen geschieht und keinen verborgenen Zweck verfolgt, ist das Beispiel, das die Evangelien von Jesus Christus als Maßstab für die Kirche bezeugen.
Die Verheißung eines gelingenden und geliebten Lebens ist von den
Anfängen der Bibel bis zur Verkündigung des Reiches Gottes und der
Auferstehung Jesu ein roter Faden der biblischen Verkündigung. An ihm
versuche ich mich zu orientieren.
Die Annahme des Menschen in seiner
unverlierbaren Würde, das Bewusstsein für die eigenen Grenzen und
Schwächen und die Verankerung in einer Hoffnung, die uns nicht genommen
werden kann, weil Gott ihr Grund ist, sind der hohe und doch
unverrückbare Maßstab für die Begegnung mit Menschen in
Religionsunterricht und Seelsorge.
Neben allen Erschütterungen und Enttäuschungen sind die Begegnungen mit großartigen Menschen, die oft in schlichter und verborgener Weise von der Hoffnung Zeugnis geben, eine große Ermutigung für mich. Sie sind eine der vielen oft zunächst verborgenen Weisen, in denen ich glaube, Gottes Stimme in meinem Leben vernommen zu haben. Das eigene Sein immer wieder für ihn und seine Geschöpfe zu öffnen, ist eine lebenslange Aufgabe.